1. Lauf: Aus der Sicht eines Piloten
Diese GLP war etwas ganz feines. Die beste die ich jeh gefahren bin. Also von meinen Zweien die ich bisher gefahen bin.
Ich im Overall mit dem Chassis verschnurrt, male mir auf dem College Block ne Zeitentabelle auf. Martin cool im T-Shirt daneben lässt den Motor vor sich hin blubbern und schaut gelangweilt, oder vieleicht angespannt aus dem Fesnter. Dann rollen wir los. Kurzes Stoßgebet, ein kleines Kreuz in die Luft gezeichent auf gehts!
Fuer mich waren die ersten 6 Runden eigentlich im Vergleich zum letzten Male ruhig.
Das Handy hat nicht geklingelt. Sam war nicht da, ich brauchte ih diesemal nicht grueßen. Und da ich randvoll mit Brötchien, Ei und Kaffee war brauchte ich auch die Bifi nicht, die Martin mir vorsichtshalber ins Handschuhfach gelegt hat.
Ansonsten ist das ganze auf dem Beifahrersitz wie Achterbahn fahren. Ich kannte zum Glueck die Bahn schon, da sitzt man wesentlich relaxter im Sattel, als wenn man das erste mal richtung Looping rast.
Ist alles auch in bester Ordnung, wenn der Kollege da neben einem wild Rudernd durch die Hatzenbach quietscht und sagt ich soll gleich ja vorsichtig sein, da das Heck sehr leicht ist. Ahjaaaaaa…. Ich pruefte vorsichtshalber die Funktionen der Stoppuhren nach, so circa alle 200 Meter. Wenn der Martin schon etwas von Vibrationen erzählt, während wir zur Quiddelbacher Höhe zu rasen, kann ich so zumindest behaupten, dass die nicht von meinen Uhren kommen.
Ansonten beschäftigte ich mich damit zu suchen, wo die Streckenpostenkollegen, mit denen ich letzte Woche noch im Schwalbenschwanz Dienst geschoben hab, positioniert sind. Und warnte Martin vor Flaggen. Gelb, Doppelt Gelb, Gruen, Blau, Öl… Könnte ja sein, dass er das Uebersieht. Tat er aber nicht. Es ist wirklich schön einmal den Blickwinkel aus dem Auto zu haben. Ausreden, wie ich habe die Flagge nicht gesehen kann in 90% der Fälle nur durch Blindheit belegt werden.
Solede, Martin steigerte sich von Runde zu Runde, machte nen astreinen Job, ließ das Auto heil und fuhr mich sicher in die Box.
Wir steigen aus, Martin nimmt den Helm ab. Wat? Steig ein, jetzt bin ich dran! Und los gehts. BMWs zu miener Linken, Golfs zu meiner rechten. Und blinken, Rueckspiegel, Blau, Ueberholen und Ueberholen lassen. Gas, Bremse, Kuppeln, Scheibenwischer volle Pulle an, Schalten, Scheibenwischerknopf suchen, Scheibenwischer auf Intervall, Bremsen, Quietschen und dann hat Martin mir den versehentlich akttivierten Scheibenwischer mal eben ausgemacht.
Im Metzgesfeld staubst dann schön, als ein Golf uns ueberholt und durch den Dreck räubert, quer auf die Strecke jumpt und genauso krass um die nächste Kurve entschwindet. Da hats wohl einer eilig…
Das Auto unter dessen ein Gedicht, immer sicherer werde ich mit jeder Runde, lerne die Nordschleife neu kennen, mache Kurven zu Geraden und Linien zu Idealen und als ich dann etwas schnell in Wehrseifen rein komme, hart verzögere, die Bremse öffne, einlenke und es geht tatsächlich in einer Kreisbahn um die Kurve herum, ja spätestens in dem Moment habe ich mich neu in dieses Auto verliebt….
Und schneller als Gedacht waren Burgumrundungen erledigt. Ich fuhr in die Box und mir wurde die Ehre zu teil von drei Sportkommissaren oder Personen in ähnlicher Funktion erwartet zu werden. 2 wollten das ich links Park, einer das ich rechts Parke.
Also hielt ich an und zeigte nach. Links oder rechts. Immernoch war man sich nicht einig, also fuhr ich nach rechts, worauf hin die beiden Herren die mich Links parken lassen wollten sehr entäuscht abwinkten.
Und dann kam so ein Moment, wo ich am liebsten mich im Turm der Nürburg eingemauert hätte. Der herr trat bestimmt an mein Fenster und blätterte, ich konnte es durchschimmernd erkennen und ich kannte diese Zettel in und auswendig (!) in einem kleinen Stapel gelb Meldungen herum.
„Sie haben einen Teilnehmer unter Gelb uebreholt!“ Error, Tilt, Ende. Da kam ich noch Stunden später nicht drauf klar. „Bei Posten 160“, es klingelte sofort. Auf diesem Posten habe ich schon am Ende meiner Kräfte, völlig ausgepowert und uebermuedet zwei 24h Rennen erlebt und ueberlebt. Und nun habe ich, mit Leib und Sehle bei der Streckensicherung im Einsatz, bei jedem Wetter auf meinem Posten einen schwerwiegenden Flaggenverstoss begannen haben? Der Herr an der Scheibe, der, dass muss man auch sagen sehr, sehr freundlich mit uns ueber die Situation redete beließ es bei einer muendlichen Verwarnung. Ich atmete erstenmal aus, denn das war das unterste Ende an Strafen die man fuer ein solches Vergehen bekommen kann.
Noch spät am Abend saß ich bei einem Malzbier bei Mito im Brauhaus und dachte ueber die Situation nach. Bei Gelb bin ich doch immer durch die Gefahrenstellen geschlichen, fragt Marty, ich habe mir in meiner Setzrunde das komplette Timing auf der Dötinger Höhe versaut, weil dort Gelb war, weil ein Teilnehmer in n
em gelben VW sein Fahrzeug verlassen hat. Ich bin mit langsamen Tempo da her gekrochen, weil ein anderer Teilnehmer anhalten wollte in der Wartezone und ich ihn nicht verbotenerweise fahrend ueberholen wollte. Der Plan konstant mit 120 zur Ziellinie zu fahren war dahin, aber das war mir egal.
Und ich kann es mir nicht anders erklären, als dass es in der Runde war, in der ich mit 2 Teilnehmern hinten dran ums Eck kam und kein Gelb auf 160 sah, ich den Blinker setzte und in dem Moment der Sportwart Gelb wieder hoch hielt (Vieleicht hatte er gerade noch gemeldet gehabt oder ähnliches…) Nun nahm ich Gas raus, der Teilnehmer neben mir auch und Halbparallel fuhren wir auf die Flagge zu, an der ich mich dann hinter ihm einordnete.
Die Welt sah wieder rosiger aus, als ich mir klar machte, was fuer nen harten, unuebersichtlichen und schweren, bisweilen stressigen und ausdauernden Job die Posten da zu machen haben. Sollte ich tatsächlich da einen Fehler gemacht haben tut es mir Leid, wenn aber etwas da vertauscht oder falsch gesehen wurde, bzw. wie ich vermute auf das Missverständnis zurueck zufuehren ist, so akzeptiere ich die Strafe dennoch, aus Respekt vor den Kollegen bei der Sicherung.
Der größere Schock kam im Uebrigen dann noch viel härter, ich war so genial, mich im Winter fuer den Postendienst bei der Renault World Series zu melden, zeitglich zum 2. GLP Lauf auf der Nordschleife. Schreck, mein Herz ist entzweit…aber bei Lauf 3 freu ich mich wieder auf die vereherte Nordschleife!
Bis dahin alles Gute,
euer gleichmäßig fahrender Sportwart Olli.